Anleger decken sich mit Münzen ein, die industrielle Nachfrage erreicht ein Rekordhoch. Doch das Silber-Angebot kann nicht mithalten. Das eröffnet Potenzial beim Preis.
Gold wird unter Anlegern immer begehrter. Am Freitag stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) bis auf 2.075 US-Dollar und erreichte damit das alte, im Sommer 2020 markierte Rekordhoch. Doch auch bei Silber lohnt sich ein genauerer Blick. Bei hoher Inflation schlägt die Sternstunde der Edelmetalle, die Nachfrage nach Münzen und Barren nimmt zu. So hat etwa das Hochinflationsland Türkei neben Gold auch immense Mengen an physischem Silber gekauft. Im September meldete die Borsa Istanbul den Rekordimport von 106,8 Tonnen Silber. Im Oktober wurde dieses Hoch noch einmal um 23 Prozent übertroffen. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich in den USA. Die nationale Münzprägeanstalt berichtet von einem Run auf Silbermünzen. Von Januar bis August wurden 14,8 Millionen Unzen verkauft. Ein Plus von fast 19 Prozent.
Und nicht nur Investoren und Zentralbanken setzen auf Silber. Die industrielle Silbernachfrage sollte in diesem Jahr um acht Prozent auf 632 Millionen Unzen steigen. Damit hat der Branchenverband seine Prognose vom April um 55 Millionen Unzen nach oben revidiert. Die wichtigsten Nachfragetreiber sind Investitionen in Photovoltaik, Stromnetze und 5G-Netzwerke sowie ein steigender Bedarf im Bereich Heimelektronik.
Schon heute ist die Solarindustrie mit einem Anteil von rund 15 Prozent des in Minen abgebauten Silbers einer der größten Verarbeiter des Edelmetalls. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien wird der Anteil in den kommenden Jahren massiv steigen. Die zusätzliche Nachfrage wird dafür sorgen, dass die Einbußen, die etwa durch den geringeren Einsatz des Edelmetalls in der Schmuckindustrie entstehen, ausgeglichen werden.
Hype um Silber – doch das Angebot kommt nicht mit
Mit einer tendenziell wachsenden industriellen Nachfrage dürfte sich die Angebotssituation als entscheidender Faktor für die künftige Preisentwicklung erweisen. Noch Anfang des Jahres ging das Silver Institut, ein Branchenverband der Silberproduzenten, von einer steigenden Minenproduktion aus. Jetzt wurde diese Prognose revidiert. Das Angebot soll in diesem Jahr um zwei Prozent auf gut eine Milliarde Unzen sinken. Damit wird der Markt ein Angebotsdefizit von 140 Millionen Unzen aufweisen. Das ist zwar deutlich weniger als das Rekorddefizit im Vorjahr, im historischen Vergleich aber immer noch hoch. Damit wird der Silbermarkt bereits das vierte Jahr in Folge ein Defizit beim Angebot verzeichnen und eine Besserung zeichnet sich nicht ab, was eher für höhere Kurse spricht.
Anleger haben viele Möglichkeiten, um von steigenden Preisen zu profitieren. Wer in physisch hinterlegte ETFs (WKN: A1E 0HS) investiert, ist an der Preisbildung eins zu eins beteiligt, muss das Edelmetall aber nicht selbst verwahren. Dafür fällt eine jährliche Gebühr an. Partizipationszertifikate (WKN: DZ0 B77) bilden die Entwicklung von Futures ab. Riskanter, dafür chancenreicher sind Hebelpapiere. Dabei gilt: Je höher der Hebel, umso höher die Gewinnchance, aber auch das Verlustrisiko.
Physisches Silber wird mit Aufgeld gehandelt. Das Kilo kostet 725 Euro.
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